Post by volxsturm on Sept 10, 2010 13:14:27 GMT 1
Sowohl Volxsturm als Stomper 98 zählen wahrscheinlich zu den beliebtesten und bekanntesten Skinhead-Bands in Deutschland. Macht Ihr Euch Gedanken über die aktuellen Status Eurer Band?
Mmmh, schwierige Frage... und das wo ich gerade aus dem Urlaub zurück bin und die anderen gerade in den Urlaub fahren...Sicher ist es gelogen,wenn wir sagen würden, das interessiert uns nicht. Aber das sind dann auch nur so normale Gedankengänge, also so beiläufig, nix was jetzt Stellenwert für uns hat. Uns ist sicher bewußt, daß wir nicht ganz unbekannt sind, das merkt man ja an Resonanzen und Feedbacks, aber das wir uns jetzt darüber großartig einen Plan machen??? Nee, gar nicht. Wir machen eigentlich nur ,worauf wir Lust haben. Ich hoffe, Du verstehst mich jetzt irgendwie, Bomml, ist halt wirklich eine schwierige Frage, da diese Frage wirklich keinen hohen Stellenwert für mich hat. Es gibt für mich noch ganz viele andere Sachen und Themen, die mir viel wichtiger sind. Ich glaub, da kann ich auch für die anderen 4 mitsprechen, wir sind eher halt bodenständige Typen, eher nordisch ruhig und gelassen. Wie schrieb ein gewisser Herr Paradise (Bandworm-Records) mal über uns: VOLXSTURM- eine Leisetreterband...ich glaub das trifft es ganz gut. Die Band ist schon enorm wichtig für uns, aber halt nicht das wichtigste. Ich zum Beispiel schau vielleicht ein, zweimal im Monat auf unsere Seite im Netz. Ich will damit sagen, daß die Band nicht das Universum unseres Lebens ist, sondern ein Teil unseres Lebens. Sie ist ein Hobby, mehr nicht. Sicher ein schönes Hobby, wo wir alle schön viel Blödsinn verzapfen können und das Kind in uns freilassen. Das ist natürlich ein Privileg. Aber ob wir nun 5000 Platten oder 6000 Platten verkaufen, ist mir eigentlich egal.
Obwohl Ihr Euch beide völlig unabhängig voneinander entwickelt habt, seit Ihr beide mehr oder weniger zeitgleich vor ein paar Jahren recht populär geworden innerhalb der Szene. Woran liegt das? Jungen Bands rät man immer, soviel wie möglich live zu spielen, um bekannter zu werden. Ihr seid nie die Bands gewesen, die pausenlos durch die Lande gezogen sind und wochenlange Touren gespielt habt. Dennoch kennt so ziemlich jeder Eure Band. Liegts am Internet? An Euren Plattenlabels? An Eurem musikalischen Können?
Wir gründeten uns ja in einer ganz anderen Zeitepoche. Es war die Nachwendezeit und vieles war neu und spannend. Es schossen überall Bands aus dem Boden. Wenn ich daran denke, wieviel Metal, Gothik, Hardcore oder Independent/Alternativbands es neben uns in Schwerin gab, ich glaub da spielte jeder mal in einer Band. Es war so eine richtige Aufbruchstimmung. Zwar existierte der übergroße Teil dieser Combos nur im Proberaum und nicht sehr lange, aber dort konnte man mal vor den Kumpels auftreten. Eigentlich war fast jedes Wochenende in irgendeinem Proberaum ein kleines Konzert. Ab 1993/94 wurde es dann besser für uns und wir spielten wirklich sehr viel im norddeutschen Raum und so wurden wir dann natürlich auch bekannter und es trieb uns immer weiter raus ins Land. Also wir haben uns da schon unseren Namen erspielt und das funktioniert natürlich auch heute noch. Sicher kann man heute durch Internet oder ein größeres Label mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und gnadenlos gepusht werden, aber das alles gab es ja damals noch nicht. Wir fünf sind ja auch der Meinung, das der Sinn einer Band nicht darin besteht, möglichst oft im Studio zu sein und ne Menge an Tonträger zu veröffentlichen, sondern eher Spaß beim Proben, den Fahrten zu den Gigs und natürlich auf den Gigs zu haben. Gerade in jungen Jahren erlebt man viele schräge Sachen und der Körper kann dem Tempo noch mithalten. Wir waren ja auch nie die Band, die großartig gepusht wurde durch Labels oder Zines. In den ersten Jahren bei Nordland-Records, beziehungsweise Streetmusic (Nordland-Rec nannte sich später in Streetmusic um), hatten wir es ja eher schwerer. Die sogenannte „Skinheadelite“ der damaligen Zeit konnte mit den Bands des Labels ja per se schon nix anfangen, da sie zum Großteil aus dem Osten kamen, und vielleicht auch eine andere Attitüde hatten. Sicher spielte da auch Konkurrenzdenken, der anderen Labels/Zines aus den alten Bundesländern eine Rolle, leider...Das wir heute „so bekannt“ in der Szene sind hat sicher auch damit etwas zu tun, dass es uns schon seit 1991 ohne Unterbrechung gibt, also das einzige Überbleibsel der damaligen Zeit aus dem Osten. Viele Weggefährten sind immer noch dabei, jedoch in anderen Bands unterwegs. Ich denke, das scheint auch eine gute Erklärung zu sein. Sozusagen der Respekt vor dem Alter...höhö. Da wir ja „schon sooo lange dabei sind“, kennen wir auch viele Leute und Fleiß und Geradlinigkeit muss man natürlich auch einbringen. Wir sind ja auch nicht nur mit der Band in der Szene unterwegs. Wir schreiben/schrieben in mehreren Fanzines, helfen Labels/ Bands mit Kontakten oder Ideen, helfen bei Veranstaltungen oder organisierten/organisieren selbst welche mit. Also fleißig sind wir schon. Und DIY steht bei uns auch sehr hoch im Kurs. Selbst unser neues Label war positiv erschrocken von unserer „Machermentalität“, das kannten die vorher noch gar nicht, dass eine Band so selbständig arbeitet. Das gleiche meinte übrigens auch DSS-Records. Dadurch, dass wir viele Leute, auch außerhalb der Szene, kennen und mit Ihnen befreundet sind, ist es uns auch möglich, viele Spielereien zu machen. Zum Beispiel ist die Stomper DVD von zum Teil denselben Leuten gemacht worden, die unsere DVD fertig stellten. Wir kennen uns schon 20 Jahre und Tost spielte sogar mal mit einem in einer Band. Wir helfen denen, und die uns. Durch solche Kontakte bekommt man dann auch so manchen Freundschaftspreis. Es bleibt also mehr Geld übrig, das wir dann für andere Gimmicks ausgeben und so ergibt sich das Ein oder Andere... Internet ist bei uns sicher kein Faktor um den „Bekannheitsfaktor“ zu steigern, denn wir sind da ja nicht so präsent und ballern jeden Tag ne Message durch `s Netz und quälen uns durch sämtliche Foren der lustig-heiteren Skinheadwelt. Da fehlt uns ganz einfach die Zeit und die Laune...
Interessant ist vor allem die Tatsache, dass Ihr beide irgendwie auch nicht unbedingt ähnlich seid – menschlich natürlich schon, aber musikalisch und textlich geht Ihr sehr unterschiedliche Wege. Inwiefern seht Ihr Euch als authentische Skinhead-Band? Oder was ist eigentlich eine richtige Skinhead-Band?
Was unterscheidet Euch von Stomper 98?
Was ist eigentlich eine richtige Skinhead-Band? Umkehrschluss zu dieser Frage wäre ja : Was ist eine falsche Skinhead-Band??? Anfang der 90er gabs ja auch immer diese Frage: Was sind richtige Skins und was nicht...also ich kann dir diese Frage nicht beantworten... hehe, da musst du irgendwelche Skinhead-Götter fragen, die es ja Zu Hauf gibt. Was uns zu Stomper unterscheidet? Die haben ganz andere Bandmitglieder als wir und sogar ein Bandmitglied mehr ( sogar nen Saxophonisten...). Aber mal im ernst. Textlich sind Stomper bisher ja fast 100% den Skinhead-Pathos gegangen, was wir nicht taten, da wir ja auch am Anfang gar keine Band waren, die nur aus Skins bestanden hat. Wir haben ja schon immer vor gemischtem Publikum gespielt, was bei Stomper ja mittlerweile auch so ist.
Woran liegt es Eurer Meinung nach, dass auch bei Euren Konzerten das Publikum immer gemischter wird und auch Leute Eure Musik hören, die jetzt nicht unbedingt kurze Haare haben oder von mir aus auch bunte Haare?
Wie vorher schon erwähnt, waren unsere Gigs schon immer sehr gemischt, sonst wären in der Anfangsphase ja immer nur die selben 30 bis 50 Glatzen aus Norddeutschland dabei gewesen...Auch Leute, die nicht Skinhead oder Punk waren , gab es schon immer. Gerade nach unserer EP oder dem ersten Album hörten ganz viele Leute vor allem den Song „Biertrinken“. Auf vielen Parties im Schweriner Umland war dieses Lied vertreten, vor allem bei Leuten, die damals so alt waren wie wir. In dieser Altersklasse waren wir halt die Einzigen aus Schwerin, die einen offiziellen Tonträger zu dieser Zeit veröffentlichten (es gab zwar noch „First Arsch“, Rammstein“ oder „Das Auge Gottes“- aber das war schon wieder eine Generation älter), so dass sicher auch der regionale Stolz eine Rolle spielte und teilweise kamen auch diese Leute zu unseren Gigs, wenn wir im Norden spielten. Auch heute siehst du noch so einige Exilschweriner, die auf unsere Gigs kommen, ohne das sie großartig was mit Punkrock zu tun haben. Sie freuen sich einfach ne Schweriner Band zu sehen. Ein Aspekt war sicher auch, dass wir viele Leute auch außerhalb der Punkszene in Schwerin kannten, sei es durch Fußball, Schule, Kneipe oder Arbeit.
Gibt es irgendetwas, worum Ihr Stomper 98 beneidet?
Neid ist ein sehr negatives Wort und zu Stomper haben wir ja ein positives Verhältnis. Wir sind sicher nicht neidisch, schon von unseren einzelnen Charakteren her nicht. Sicher würden wir, wie viele andere Bands auch, mal vor Cock Sparrer spielen, aber das geht aufgrund der Bookingagentur (MAD), bei der Stomper ja sind, nicht, da es die gleiche wie bei Sparrer hier in Deutschland ist. Das ist vielleicht schade, aber wir wollten ja nicht zu MAD oder zu einer anderen Bookingagentur. Wir sahen den Sinn hinter einer solcher Agentur nicht, da Tost ja eh alle Gigs organisiert hat und MAD uns zu groß erschien. Wir hatten Angst, das wir Gigs machen müssen, wenn wir eigentlich gar keine Lust haben zu spielen, weil MAD doch schon sehr professionell arbeitet. Seitdem Tost zweifacher Vater ist und zu hause mehr zu tun hat, haben wir uns entschlossen, dass uns unser Freund Ecke unterstützt und so Tost etwas entlastet wird. Ecke sondiert halt in Absprache mit uns/Tost die Angebote und regelt den Rest dann ( wie z.B. Gage, was muss an Verstärkern mitgebracht werden oder Penne...was sehr zeitaufwändig sein kann) Wir sind also mit NSB-Booking sehr zu frieden, alles sehr klein und familiär.
Ich finde es super, dass Ihr jetzt zusammen auf Tour geht. Wie kam es eigentlich zu der Idee?
Tost fragte mich vor ca einem Jahr, wie ich es finden würde zu der neuen LP ein verlängertes Wochenende auf Tour zu gehen. Ich als alter Tourmuffel fand die Idee auch nicht schlecht und er meinte, er könnte sich gut vorstellen, dass wir so ein Mecklenburg-Ding drehen, um mal zu zeigen, dass es auch in Mecklenburg eine gute Punkrockszene gibt. Nehmen wir halt die großen drei : Dritte Wahl, Gumbles und uns. Zu der Zeit schien es uns realistisch, im Oktober 2010 die „Ein kleines bisschen Wut“ LP zu veröffentlichen ( ist auf März 2011 wegen einem Gimmick verschoben, das erst im Januar fertig sein kann). Tost fragte Dritte Wahl, die fanden die Idee auch cool, als wir jedoch die Daten abgleichen wollten, hatten die da schon Gigs. Wir waren von der Tour-Idee aber nun angefixt und brachten zwei neue Möglichkeiten ins Spiel: 1. Teil 2 der „They come from the north“-Tour, als Bands stellten wir uns natürlich Gumbels vor und wieder eine schwedische Band ( die bis dahin ja auch kaum einer kannte) nämlich On the Job. Oder 2. wir fragen Stomper 98 ob die Bock hätten. Also fragten wir erst Stomper, da man dann vielleicht auch noch Gumbels oder On the Job mitnehmen könnte. Tost rief Sebi an und der hatte auch voll Bock drauf. Da die Stompies nun bei MAD-Booking waren, nahmen sie das Heft in die Hand wegen Verhandlungen und wo das ganze stattfinden soll. Ich glaub das werden 4 schöne Tage, so Familienausflug einer älteren Herrenreisegruppe. Ich freu mich da schon richtig drauf.
Wie habt Ihr die Jungs von Stomper denn kennengelernt und wie hat sich das Verhältnis seither entwickelt?
Sebi lernte ich auf einem Gig von uns in Bad Sooden/Allendorf Mitte der 90er kennen. Er war da als Konzertbesucher und wir tranken dort ein paar Bierchen, schnatterten über dies und das und unsere Wege kreuzten sich auf verschiedenen Gigs/Festivals. Flacke und Holgie liefen mir dann später ( da gab es dann ja schon mehr Festivals) über den Weg. Vor allem Holger und Carmen, sowie Lars und Angie sieht man ja häufig auf Gigs bei mir in der Gegend oder in Berlin oder in Hamburg oder oder oder. Tommi kenn ich ja schon vor seiner Stomper Zeit und er hatte ja sogar mal ein Konzert für uns in Berlin veranstaltet. Also Tommi ist nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern auch ein sehr verlässlicher Mensch, von dem ich sehr viel halte.
Wenn zwei Bands wie Ihr zusammen unterwegs seid und ein paar Abende zusammen Konzerte spielt, wie läuft so etwas organisatorisch ab?
Ich glaube, da bin ich nicht so der richtige Ansprechpartner für. Da musst Du NSB-Booking und Tost oder halt eher MAD-Booking oder die Stompies fragen. Aus diesem ganzen organisatorischen Kram hab ich mich komplett rausgehalten. Zu viele Köche verderben den Brei...
Ergeben sich da auch Diskussionspunkte? Zum Beispiel wenn es darum geht, in welcher Reihenfolge man am jeweiligen Abend auftritt?
Na, klar ergeben sich da auch Diskussionspunkte, logisch. Aber es war von vornherein klar, dass das eine Volxsturm/Stomper 98 Tour wird und es keinen Headliner geben soll. Soviel ich weiß spielen wir 2 Gigs im Westen wo Stomper als letztes spielen dürfen und wir halt im Osten, so war das auch schon mit Broilers und Voice of a Generation aus Schweden oder mit Perkele, wo wir selbstverständlich in Schwerin auch als letztes ran durften. Diskussionen gab es natürlich auch, wie lange soll die Tour gehen, Sebi schlug 5 Tage vor, ich nur 3 ( remember Tourmuffel). Kompromiss ist halt 4 Tage, ist irgendwie wie in einer Beziehung haha. Man muss halt auf einen Nenner kommen, aber das ist bei unseren beiden Bands gar kein Problem, wie gesagt, wir kennen uns schon lange, sind befreundet und von daher gibt es da keine Probleme.
So eine Tour auf die Beine zu stellen, ist ja nicht nur sehr viel Arbeit, sondern es entsteht auch ein ganzer Haufen an Kosten. Konzerte sind auch in der Skinhead und Punkszene teurer geworden, weil einfach alles viel teurer geworden ist. Inwiefern macht Ihr Euch über so Sachen wie Eintrittsgelder bei Euren eigenen Konzerten Gedanken und wieviel Einfluss habt Ihr auf sowas?
Wie ich schon in einigen Antworten vorher bemerkte macht nun NSB-Booking, also Ecke, die Gigs fest. Da er selbst auch Konzertveranstalter ist, weiß er auch, was an Geld möglich ist und was nicht. Er kennt also das Drumherum, was man als Veranstalter bei Konzerten oder Festivals noch ausgeben muss. Es sind ja oft nicht nur die Bandgagen. Da wir nun auch alle sehr weit verstreut wohnen, haben wir dementsprechend auch erhöhte Mehrkosten als evtl. andere Bands. Die müssen selbstredend gedeckt werden, da wir ja auch familiäre Verantwortung tragen, Kinder haben und nicht das Haushaltsgeld der Familie verpulvern wollen. Mit Volxsturm machen wir das so, dass wenn wir am Wochenende unterwegs sind alle mal gepflegt was Essen gehen, wenn die Zeit es erlaubt zwischen zwei Gigs, denn wir sehen uns auch sehr selten. Wir zelebrieren das also richtig haha. Wenn dann noch ein Fuffie für jeden übrigbleibt, freut man sich auch. Denn zur Probe hin und zurück fahr ich zum Beispiel 800 km. Im Endeffekt kann man glücklich sein, wenn man wirklich bei Null rauskommt.
Auf Eintrittsgelder haben wir keinen Einfluss, dass ist Club /Veranstalterangelegenheit. Und jetzt bei der Tour? Wie gesagt, da kann ich nix zu sagen, keine Ahnung, das macht MAD/ NSB alles.
Mmmh, schwierige Frage... und das wo ich gerade aus dem Urlaub zurück bin und die anderen gerade in den Urlaub fahren...Sicher ist es gelogen,wenn wir sagen würden, das interessiert uns nicht. Aber das sind dann auch nur so normale Gedankengänge, also so beiläufig, nix was jetzt Stellenwert für uns hat. Uns ist sicher bewußt, daß wir nicht ganz unbekannt sind, das merkt man ja an Resonanzen und Feedbacks, aber das wir uns jetzt darüber großartig einen Plan machen??? Nee, gar nicht. Wir machen eigentlich nur ,worauf wir Lust haben. Ich hoffe, Du verstehst mich jetzt irgendwie, Bomml, ist halt wirklich eine schwierige Frage, da diese Frage wirklich keinen hohen Stellenwert für mich hat. Es gibt für mich noch ganz viele andere Sachen und Themen, die mir viel wichtiger sind. Ich glaub, da kann ich auch für die anderen 4 mitsprechen, wir sind eher halt bodenständige Typen, eher nordisch ruhig und gelassen. Wie schrieb ein gewisser Herr Paradise (Bandworm-Records) mal über uns: VOLXSTURM- eine Leisetreterband...ich glaub das trifft es ganz gut. Die Band ist schon enorm wichtig für uns, aber halt nicht das wichtigste. Ich zum Beispiel schau vielleicht ein, zweimal im Monat auf unsere Seite im Netz. Ich will damit sagen, daß die Band nicht das Universum unseres Lebens ist, sondern ein Teil unseres Lebens. Sie ist ein Hobby, mehr nicht. Sicher ein schönes Hobby, wo wir alle schön viel Blödsinn verzapfen können und das Kind in uns freilassen. Das ist natürlich ein Privileg. Aber ob wir nun 5000 Platten oder 6000 Platten verkaufen, ist mir eigentlich egal.
Obwohl Ihr Euch beide völlig unabhängig voneinander entwickelt habt, seit Ihr beide mehr oder weniger zeitgleich vor ein paar Jahren recht populär geworden innerhalb der Szene. Woran liegt das? Jungen Bands rät man immer, soviel wie möglich live zu spielen, um bekannter zu werden. Ihr seid nie die Bands gewesen, die pausenlos durch die Lande gezogen sind und wochenlange Touren gespielt habt. Dennoch kennt so ziemlich jeder Eure Band. Liegts am Internet? An Euren Plattenlabels? An Eurem musikalischen Können?
Wir gründeten uns ja in einer ganz anderen Zeitepoche. Es war die Nachwendezeit und vieles war neu und spannend. Es schossen überall Bands aus dem Boden. Wenn ich daran denke, wieviel Metal, Gothik, Hardcore oder Independent/Alternativbands es neben uns in Schwerin gab, ich glaub da spielte jeder mal in einer Band. Es war so eine richtige Aufbruchstimmung. Zwar existierte der übergroße Teil dieser Combos nur im Proberaum und nicht sehr lange, aber dort konnte man mal vor den Kumpels auftreten. Eigentlich war fast jedes Wochenende in irgendeinem Proberaum ein kleines Konzert. Ab 1993/94 wurde es dann besser für uns und wir spielten wirklich sehr viel im norddeutschen Raum und so wurden wir dann natürlich auch bekannter und es trieb uns immer weiter raus ins Land. Also wir haben uns da schon unseren Namen erspielt und das funktioniert natürlich auch heute noch. Sicher kann man heute durch Internet oder ein größeres Label mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und gnadenlos gepusht werden, aber das alles gab es ja damals noch nicht. Wir fünf sind ja auch der Meinung, das der Sinn einer Band nicht darin besteht, möglichst oft im Studio zu sein und ne Menge an Tonträger zu veröffentlichen, sondern eher Spaß beim Proben, den Fahrten zu den Gigs und natürlich auf den Gigs zu haben. Gerade in jungen Jahren erlebt man viele schräge Sachen und der Körper kann dem Tempo noch mithalten. Wir waren ja auch nie die Band, die großartig gepusht wurde durch Labels oder Zines. In den ersten Jahren bei Nordland-Records, beziehungsweise Streetmusic (Nordland-Rec nannte sich später in Streetmusic um), hatten wir es ja eher schwerer. Die sogenannte „Skinheadelite“ der damaligen Zeit konnte mit den Bands des Labels ja per se schon nix anfangen, da sie zum Großteil aus dem Osten kamen, und vielleicht auch eine andere Attitüde hatten. Sicher spielte da auch Konkurrenzdenken, der anderen Labels/Zines aus den alten Bundesländern eine Rolle, leider...Das wir heute „so bekannt“ in der Szene sind hat sicher auch damit etwas zu tun, dass es uns schon seit 1991 ohne Unterbrechung gibt, also das einzige Überbleibsel der damaligen Zeit aus dem Osten. Viele Weggefährten sind immer noch dabei, jedoch in anderen Bands unterwegs. Ich denke, das scheint auch eine gute Erklärung zu sein. Sozusagen der Respekt vor dem Alter...höhö. Da wir ja „schon sooo lange dabei sind“, kennen wir auch viele Leute und Fleiß und Geradlinigkeit muss man natürlich auch einbringen. Wir sind ja auch nicht nur mit der Band in der Szene unterwegs. Wir schreiben/schrieben in mehreren Fanzines, helfen Labels/ Bands mit Kontakten oder Ideen, helfen bei Veranstaltungen oder organisierten/organisieren selbst welche mit. Also fleißig sind wir schon. Und DIY steht bei uns auch sehr hoch im Kurs. Selbst unser neues Label war positiv erschrocken von unserer „Machermentalität“, das kannten die vorher noch gar nicht, dass eine Band so selbständig arbeitet. Das gleiche meinte übrigens auch DSS-Records. Dadurch, dass wir viele Leute, auch außerhalb der Szene, kennen und mit Ihnen befreundet sind, ist es uns auch möglich, viele Spielereien zu machen. Zum Beispiel ist die Stomper DVD von zum Teil denselben Leuten gemacht worden, die unsere DVD fertig stellten. Wir kennen uns schon 20 Jahre und Tost spielte sogar mal mit einem in einer Band. Wir helfen denen, und die uns. Durch solche Kontakte bekommt man dann auch so manchen Freundschaftspreis. Es bleibt also mehr Geld übrig, das wir dann für andere Gimmicks ausgeben und so ergibt sich das Ein oder Andere... Internet ist bei uns sicher kein Faktor um den „Bekannheitsfaktor“ zu steigern, denn wir sind da ja nicht so präsent und ballern jeden Tag ne Message durch `s Netz und quälen uns durch sämtliche Foren der lustig-heiteren Skinheadwelt. Da fehlt uns ganz einfach die Zeit und die Laune...
Interessant ist vor allem die Tatsache, dass Ihr beide irgendwie auch nicht unbedingt ähnlich seid – menschlich natürlich schon, aber musikalisch und textlich geht Ihr sehr unterschiedliche Wege. Inwiefern seht Ihr Euch als authentische Skinhead-Band? Oder was ist eigentlich eine richtige Skinhead-Band?
Was unterscheidet Euch von Stomper 98?
Was ist eigentlich eine richtige Skinhead-Band? Umkehrschluss zu dieser Frage wäre ja : Was ist eine falsche Skinhead-Band??? Anfang der 90er gabs ja auch immer diese Frage: Was sind richtige Skins und was nicht...also ich kann dir diese Frage nicht beantworten... hehe, da musst du irgendwelche Skinhead-Götter fragen, die es ja Zu Hauf gibt. Was uns zu Stomper unterscheidet? Die haben ganz andere Bandmitglieder als wir und sogar ein Bandmitglied mehr ( sogar nen Saxophonisten...). Aber mal im ernst. Textlich sind Stomper bisher ja fast 100% den Skinhead-Pathos gegangen, was wir nicht taten, da wir ja auch am Anfang gar keine Band waren, die nur aus Skins bestanden hat. Wir haben ja schon immer vor gemischtem Publikum gespielt, was bei Stomper ja mittlerweile auch so ist.
Woran liegt es Eurer Meinung nach, dass auch bei Euren Konzerten das Publikum immer gemischter wird und auch Leute Eure Musik hören, die jetzt nicht unbedingt kurze Haare haben oder von mir aus auch bunte Haare?
Wie vorher schon erwähnt, waren unsere Gigs schon immer sehr gemischt, sonst wären in der Anfangsphase ja immer nur die selben 30 bis 50 Glatzen aus Norddeutschland dabei gewesen...Auch Leute, die nicht Skinhead oder Punk waren , gab es schon immer. Gerade nach unserer EP oder dem ersten Album hörten ganz viele Leute vor allem den Song „Biertrinken“. Auf vielen Parties im Schweriner Umland war dieses Lied vertreten, vor allem bei Leuten, die damals so alt waren wie wir. In dieser Altersklasse waren wir halt die Einzigen aus Schwerin, die einen offiziellen Tonträger zu dieser Zeit veröffentlichten (es gab zwar noch „First Arsch“, Rammstein“ oder „Das Auge Gottes“- aber das war schon wieder eine Generation älter), so dass sicher auch der regionale Stolz eine Rolle spielte und teilweise kamen auch diese Leute zu unseren Gigs, wenn wir im Norden spielten. Auch heute siehst du noch so einige Exilschweriner, die auf unsere Gigs kommen, ohne das sie großartig was mit Punkrock zu tun haben. Sie freuen sich einfach ne Schweriner Band zu sehen. Ein Aspekt war sicher auch, dass wir viele Leute auch außerhalb der Punkszene in Schwerin kannten, sei es durch Fußball, Schule, Kneipe oder Arbeit.
Gibt es irgendetwas, worum Ihr Stomper 98 beneidet?
Neid ist ein sehr negatives Wort und zu Stomper haben wir ja ein positives Verhältnis. Wir sind sicher nicht neidisch, schon von unseren einzelnen Charakteren her nicht. Sicher würden wir, wie viele andere Bands auch, mal vor Cock Sparrer spielen, aber das geht aufgrund der Bookingagentur (MAD), bei der Stomper ja sind, nicht, da es die gleiche wie bei Sparrer hier in Deutschland ist. Das ist vielleicht schade, aber wir wollten ja nicht zu MAD oder zu einer anderen Bookingagentur. Wir sahen den Sinn hinter einer solcher Agentur nicht, da Tost ja eh alle Gigs organisiert hat und MAD uns zu groß erschien. Wir hatten Angst, das wir Gigs machen müssen, wenn wir eigentlich gar keine Lust haben zu spielen, weil MAD doch schon sehr professionell arbeitet. Seitdem Tost zweifacher Vater ist und zu hause mehr zu tun hat, haben wir uns entschlossen, dass uns unser Freund Ecke unterstützt und so Tost etwas entlastet wird. Ecke sondiert halt in Absprache mit uns/Tost die Angebote und regelt den Rest dann ( wie z.B. Gage, was muss an Verstärkern mitgebracht werden oder Penne...was sehr zeitaufwändig sein kann) Wir sind also mit NSB-Booking sehr zu frieden, alles sehr klein und familiär.
Ich finde es super, dass Ihr jetzt zusammen auf Tour geht. Wie kam es eigentlich zu der Idee?
Tost fragte mich vor ca einem Jahr, wie ich es finden würde zu der neuen LP ein verlängertes Wochenende auf Tour zu gehen. Ich als alter Tourmuffel fand die Idee auch nicht schlecht und er meinte, er könnte sich gut vorstellen, dass wir so ein Mecklenburg-Ding drehen, um mal zu zeigen, dass es auch in Mecklenburg eine gute Punkrockszene gibt. Nehmen wir halt die großen drei : Dritte Wahl, Gumbles und uns. Zu der Zeit schien es uns realistisch, im Oktober 2010 die „Ein kleines bisschen Wut“ LP zu veröffentlichen ( ist auf März 2011 wegen einem Gimmick verschoben, das erst im Januar fertig sein kann). Tost fragte Dritte Wahl, die fanden die Idee auch cool, als wir jedoch die Daten abgleichen wollten, hatten die da schon Gigs. Wir waren von der Tour-Idee aber nun angefixt und brachten zwei neue Möglichkeiten ins Spiel: 1. Teil 2 der „They come from the north“-Tour, als Bands stellten wir uns natürlich Gumbels vor und wieder eine schwedische Band ( die bis dahin ja auch kaum einer kannte) nämlich On the Job. Oder 2. wir fragen Stomper 98 ob die Bock hätten. Also fragten wir erst Stomper, da man dann vielleicht auch noch Gumbels oder On the Job mitnehmen könnte. Tost rief Sebi an und der hatte auch voll Bock drauf. Da die Stompies nun bei MAD-Booking waren, nahmen sie das Heft in die Hand wegen Verhandlungen und wo das ganze stattfinden soll. Ich glaub das werden 4 schöne Tage, so Familienausflug einer älteren Herrenreisegruppe. Ich freu mich da schon richtig drauf.
Wie habt Ihr die Jungs von Stomper denn kennengelernt und wie hat sich das Verhältnis seither entwickelt?
Sebi lernte ich auf einem Gig von uns in Bad Sooden/Allendorf Mitte der 90er kennen. Er war da als Konzertbesucher und wir tranken dort ein paar Bierchen, schnatterten über dies und das und unsere Wege kreuzten sich auf verschiedenen Gigs/Festivals. Flacke und Holgie liefen mir dann später ( da gab es dann ja schon mehr Festivals) über den Weg. Vor allem Holger und Carmen, sowie Lars und Angie sieht man ja häufig auf Gigs bei mir in der Gegend oder in Berlin oder in Hamburg oder oder oder. Tommi kenn ich ja schon vor seiner Stomper Zeit und er hatte ja sogar mal ein Konzert für uns in Berlin veranstaltet. Also Tommi ist nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern auch ein sehr verlässlicher Mensch, von dem ich sehr viel halte.
Wenn zwei Bands wie Ihr zusammen unterwegs seid und ein paar Abende zusammen Konzerte spielt, wie läuft so etwas organisatorisch ab?
Ich glaube, da bin ich nicht so der richtige Ansprechpartner für. Da musst Du NSB-Booking und Tost oder halt eher MAD-Booking oder die Stompies fragen. Aus diesem ganzen organisatorischen Kram hab ich mich komplett rausgehalten. Zu viele Köche verderben den Brei...
Ergeben sich da auch Diskussionspunkte? Zum Beispiel wenn es darum geht, in welcher Reihenfolge man am jeweiligen Abend auftritt?
Na, klar ergeben sich da auch Diskussionspunkte, logisch. Aber es war von vornherein klar, dass das eine Volxsturm/Stomper 98 Tour wird und es keinen Headliner geben soll. Soviel ich weiß spielen wir 2 Gigs im Westen wo Stomper als letztes spielen dürfen und wir halt im Osten, so war das auch schon mit Broilers und Voice of a Generation aus Schweden oder mit Perkele, wo wir selbstverständlich in Schwerin auch als letztes ran durften. Diskussionen gab es natürlich auch, wie lange soll die Tour gehen, Sebi schlug 5 Tage vor, ich nur 3 ( remember Tourmuffel). Kompromiss ist halt 4 Tage, ist irgendwie wie in einer Beziehung haha. Man muss halt auf einen Nenner kommen, aber das ist bei unseren beiden Bands gar kein Problem, wie gesagt, wir kennen uns schon lange, sind befreundet und von daher gibt es da keine Probleme.
So eine Tour auf die Beine zu stellen, ist ja nicht nur sehr viel Arbeit, sondern es entsteht auch ein ganzer Haufen an Kosten. Konzerte sind auch in der Skinhead und Punkszene teurer geworden, weil einfach alles viel teurer geworden ist. Inwiefern macht Ihr Euch über so Sachen wie Eintrittsgelder bei Euren eigenen Konzerten Gedanken und wieviel Einfluss habt Ihr auf sowas?
Wie ich schon in einigen Antworten vorher bemerkte macht nun NSB-Booking, also Ecke, die Gigs fest. Da er selbst auch Konzertveranstalter ist, weiß er auch, was an Geld möglich ist und was nicht. Er kennt also das Drumherum, was man als Veranstalter bei Konzerten oder Festivals noch ausgeben muss. Es sind ja oft nicht nur die Bandgagen. Da wir nun auch alle sehr weit verstreut wohnen, haben wir dementsprechend auch erhöhte Mehrkosten als evtl. andere Bands. Die müssen selbstredend gedeckt werden, da wir ja auch familiäre Verantwortung tragen, Kinder haben und nicht das Haushaltsgeld der Familie verpulvern wollen. Mit Volxsturm machen wir das so, dass wenn wir am Wochenende unterwegs sind alle mal gepflegt was Essen gehen, wenn die Zeit es erlaubt zwischen zwei Gigs, denn wir sehen uns auch sehr selten. Wir zelebrieren das also richtig haha. Wenn dann noch ein Fuffie für jeden übrigbleibt, freut man sich auch. Denn zur Probe hin und zurück fahr ich zum Beispiel 800 km. Im Endeffekt kann man glücklich sein, wenn man wirklich bei Null rauskommt.
Auf Eintrittsgelder haben wir keinen Einfluss, dass ist Club /Veranstalterangelegenheit. Und jetzt bei der Tour? Wie gesagt, da kann ich nix zu sagen, keine Ahnung, das macht MAD/ NSB alles.