Post by volxsturm on May 26, 2009 14:35:05 GMT 1
„Bier trinken ist wichtig!“ VOLXSTURM und diese Textzeile begleiten mich nun schon seit über 16 Jahren, angefangen beim "Alk vereint" Demo-Tape und den ersten Berichten im NOIES DOITSCHLAND Skinzine aus Schwerin, ca. 1993. Zwischenzeitlich hatte ich die Band etwas aus den Augen verloren und war deshalb um so mehr verblüfft, als ich ihren Auftritt beim ENDLESS SUMMER Festival 2007 erlebte. Mehr Stimmung vor der Bühne gab es nur noch bei den ADICTS, VOLXSTURM haben gigantisch abgeräumt! Ein sehr bemerkenswerter Quantensprung, von den holprigen Anfängen im Proberaum hin zum gefeierten Festival-Headliner - alle Achtung. Das hat mich schon ein wenig fasziniert, und da ich mit Sänger Hinkel sowieso schon bei diversen Gelegenheiten längere Schwätzchen über alte Zeiten, gemeinsame Bekannte sowie dieses und jenes führte, war ein offizielles Interview die logische Konsequenz.
Eine Band wie VOLXSTURM hat über die Jahre schon unzählige Interviews geführt, vielfach die typischen Fragen beantwortet, deshalb wollte ich das Ganze etwas ausführlicher angehen und kurzatmige Standards vermeiden. Langweilige Interviews nerven einfach nur und sind per se völlig überflüssig, noch dazu, wenn es dabei um interessante Bands geht. Um Bands, die wirklich etwas zu sagen haben und nicht nur mit Floskeln und Textbausteinen um sich werfen. Deshalb frisch ans Werk und VOLXSTURM verwegen investigativ auf den Zahn gefühlt! Hinkel spielte dabei gewohnt mit offenem Blatt und ließ mich ausgiebig in die VOLXSTURM-Karten sehen. Seine Auskunftsfreudigkeit kollidierte letztendlich jedoch mit unserem Fassungsvermögen, so daß ich kurzentschlossen und unverzagt das Interview in zwei Episoden splitten mußte, Part 2 gibt es somit in der nächsten PARADISE COVE, welche Anfang August erscheint. Besser ein geteiltes Interview als ein zusammengestrichenes... Jetzt aber Anker hoch und los!
Über die Jahre hinweg hat die sturmerprobte VOLXSTURM-Kogge nicht nur diverse Mannschaftswechsel erlebt, sondern auch den Heimathafen Schwerin verlassen. Als letzter Platzhalter liegt dort nur noch Drummer Tost auf Reede...
So über das Bundesgebiet verstreut, erinnert ihr mich immer ein wenig an eine kleine Ausgabe von AC/DC: die leben auf unterschiedlichen
Kontinenten und schicken sich die Songideen per Tape zu. Wie läuft das
bei euch? Gibt es regelmäßige Proben? Wie entsteht ein VOLXSTURM-Song?
Ja ja, unsere räumliche Entfernung-ein Fluch oder Segen?? Wir leben alle fünf in verschiedenen Städten (Travemünde, Schwerin, Bargteheide, Leipzig und Berlin), was für das Proben einen enormen Organisationsaufwand bedeutet. Seit gut zwei Jahren ist Boris unser Mann dafür. Er hat die Aufgabe uns alle zusammenzubringen, das heisst konkret, er macht nen Vorschlag, wann eine Probe anzustehen hat. Dann mailt er uns an und/oder telefoniert uns hinterher, um uns dieses mitzuteilen. Wenn wir grosses Glück haben und der grosse Oi!-Gott uns positiv gestimmt ist, sind wir sogar vollzählig-was leider jedoch selten der Fall ist. Das liegt nicht an unsere Lust und am fehlenden Enthusiasmus, sondern in der Arbeitssituation von Hinkel und Robert, die beide Schichtler sind und mindestens 2 Wochenenden im Monat arbeiten müssen. Das heisst Proben am Wochenende fällt schon mal aus, da wir dann an einem freien Wochenende lieber live spielen. Als Ziel haben wir uns seit ein paar Monaten gesetzt, dass minimum einmal im Monat mindestens mit 3 Anwesenden geprobt wird. Wenn ich(Hinkel) dann mal 2 Tage hintereinander frei habe, fähre ich von Leipzig nach Schwerin, wir proben dann effektiv von 19.00 bis tief in die Nacht, die anderen fahren dann nach Bargteheide und Travemünde, Robert in einigen Fällen noch nach Berlin (je nach Dienstplan) und ich schlafe dann, mit Robert, je nach Dienstplan (logisch), bei Tost. Nächsten Tag gehts dann wieder auf die Autobahn nach Hause in den Alltag. Anderseits weiss man nicht, ob es VOLXSTURM noch geben würde, wenn wir öfter proben könnten, da Routine für eine Band auch schädlich sein kann...Beispiele gibts ja genug.
Wenn die Gitarristen oder Boris eine Songidee haben, nehmen sie die zu Hause auf und sie wird entweder per Internet allen zugänglich gemacht oder auf CD gebrannt und im Proberaum vorgestellt. Manchmal kommt uns aber auch noch spontan im Proberaum ne Idee...
VOLXSTURM-Alben sind wie deutsche Länderspiel-Tore: selten aber gut.
Warum die langen Pausen zwischen den Veröffentlichungen? Liegt es nur an den entfernten Wohnorten oder gehen Euch langsam auch die Ideen aus? Was unterschiedet die Entstehung von "Oi! is fun" bspw. von eurem kommenden Longplayer? Sicherlich die Erfahrung bzw. Routine, aber abgesehen von technischen Details, gibt es überhaupt Unterschiede?
Der Hauptgrund für die lange Zeit ist sicher die Entfernung der einzelnen Mitglieder,das ist Fakt. Und da wir auch live spielen wollen und nicht nur im Proberaum und im Studio stehen wollen, dauerts halt so lang. Da muss man Entscheidungen treffen und wir entscheiden uns meistens für nen Liveauftritt. Denn dafür wurde ja die Band damals gegründet, denn "Plattenmachen" war da doch eher nicht so das Anliegen. Das macht ja auch das Bandleben aus,so "on the road", wie es immer so schön heisst.
Ideen gehen uns nicht aus, davon haben wir mehr als genug. Wer uns jedoch besser kennt,weiss was für verückte Ideen es oftmals sind und die wir nicht veröffentlichen sollten. Schnellschüsse gibt es bei uns dadurch selten...
Du fragst nach Unterschieden zwischen unserer ersten LP und der Gegenwart?? Tja, wie du schon meintest, man hat Erfahrungen(musikalisch wie auch technisch) gesammelt, was nun mal der Lauf des Lebens ist.Ansonsten gibts es kaum Unterschiede, o.k., wir sind etwas älter geworden, haben ein paar Falten dazu bekommen und in die Sta-Prest von damals passt man auch nicht mehr... Naja, vielleicht sind wir in der glücklichen Lage, dass wir uns heutzutage auch etwas mehr Zeit im Studio lassen können, das ist noch ein grosser Unterschied zu damals.
Obwohl reichlich Zeit im Studio noch lange keine Garant für Erfolge ist, was uns prompt zur Erwartungshaltung führt. Die Erwartungshaltung an an neues VOLXSTURM-Album ist erwartungsgemäß relativ hoch. Qualitativ habt ihr die Latte in eurem Sektor schon weit nach oben gelegt. Bringt das nicht auch immensen Druck mit sich, immer besser werden zu müssen? Diesen Erwartungshaltungen gerecht zu werden? Ich stelle mir recht schwierig vor, vor allem im Oi! Sektor. Man kann das Rad schließlich nicht neu erfinden...
Danke erst mal für dein Kompliment!!! Sicher machen wir uns nen Kopf über Songs, würden wir etwas anderes sagen, wäre das gelogen, logisch. Wir machen uns jedoch noch mehr Gedanken übers Layout, über irgendwelche Gimmicks. Das ist uns immer sehr wichtig gewesen bei unseren Veröffentlichungen. Aber wir müssen niemanden etwas beweisen. Wir sehen die Band nicht als Job, wir müssen nicht unser Brot und unsere Butter mit VOLXSTURM verdienen. Es gibt Bands, die sind jetzt ne GbR, das heisst, sie müssen (!!!) soviel wie möglich spielen, auch wenn sie keine Lust haben, um, banal gesagt, etwas zu Essen zu haben. Wir können das ganz relaxt angehen und sind immer 100% mit Spass und guter Laune dabei. Ich vergleich das immer mit Angeln. Der Angler muss mit seinen Fischen auch kein Geld verdienen und angelt halt aus Spass an der Freude. Es ist halt sein Hobby-Musikmachen und VOLXSTURM ist unseres.
Der Druck ist gar nicht mal so hoch wie du denkst, man muss bloss richtig mit diesem Druck umgehen.
Ok, aber da spielt sicherlich auch eure Erfahrung eine ausgleichende Rolle...Ihr arbeitet ja derzeit sehr emsig an der Herstellung einer DVD. Gebt uns doch schon mal ein paar Details im Vorab preis. Wie ist die DVD aufgebaut, was wird sie ungefähr enthalten. Habt ihr euch an anderen DVD-Veröffentlichungen orientiert? Was erwartet uns bei VOLXSTURM on DVD? Wann darf mit Veröffentlichung gerechnet werden?
Unsere DVD wird "Immer hart am Wind" heissen, was genau der richtige Titel für unsere Band ist. Uns hat niemand gepusht,eher wurden uns Steine in den Weg gelegt. Und trotzdem,oder gerade deshalb, stehen wir jetzt da in unserer Szene, wo wir stehen. Und wir haben das Privileg eine DVD zu veröffentlichen,der führ unsere Szene sehr aufwändig ist. Wir wollten keine DVD " Volxsturm live in Kleinkuckersdorf" ,sonder haben mehr eine Dokumentation über Volxsturm gemacht. Wir haben mehrere Konzerte filmisch von uns mitgeschnitten und darauf wert gelegt, dass es nicht nur grosse Festivals sind, sondern auch Clubshows. Das ist unserer Meinung ehrlicher und realer. Wir wollten halt DEN VOLXSTURM-ALLTAG, kein Gepose.
Das Medium DVD wird bei uns voll ausgenutzt, es gibt KEINE langweilige Bildergalerie, sonder genügend Fotos die eingearbeitet wurden ( ich glaub weit über 100), eine Diskografie der VOLXSTURM-Veröffentlichungen wird erzählt und auch zu den einzelnen Konzerten wird das ein oder andere Wort gesagt. Das macht die ganze Sache lebendiger und auch lustiger und interessanter. Finden wir zumindest. Es wird noch ein Interview von 2005 zu sehen sein, welches von DEFA-Leuten gemacht wurde, aber nie im TV zu sehen war. Desweiteren gibt es noch Beiträge von Freunden über Volxsturm, wo es viel zu lachen gibt. Mit dabei Leute von BROILERS, BERLINER WEISSE, THE RUCKERS, BOOTS & BRACES, EASTSIDE BOYS, STOMPER98, EK77 einen Gefangenen von einer Terrororganisation, die den deutschen Oi! zerstören will, die Labelchefs von DSS, RANDALE und BANDWORM, den offiziellen VOLXSTURM FANCLUB " Dynamo", ein gewisser Kai Malitzke aus Berlin-Marzahn, unser Fan der ersten Stunde (den Leuten aus den Anfang der 90er Jahre wird er ein Begriff sein, denn er geisterte ja durch unzählige Fanzines der damaligen Zeit und war DER Prototyp des ostdeutschen Skinhead-Kults...) und ein gewisser Paradise ("Punk-Wax" und "Wax & Violence"- Herausgeber). Man sieht kleine Berichte über Auslandsaufenthalte von uns und mich ,leicht in Seenotlage, bei einer grossen Burgerkette in Singapur "arbeiten", was in diesem Polizeistaat gar nicht so ungefährlich war. Was Ronald McDonald mit Jens Kaiser (Drum-King der Eastside Boys und von The Ruckers) gemein hat, wird auch aufgedeckt, genauso wie beliebt unsere Band bei singapurianischen Taxifahrern ist ("...VOLXSTURM! VERPISST EUCH!!"). Wir fahren an den Schweriner See an den alten Proberaum und es sind noch einmal die beiden Videoclips vorhanden. Insgesamt ca. 4 Stunden DVD-Material ( wir hatten Material für 3 mal soviel, aber das tut sich ja keiner an...), eine neu gemasterte Best Of Volxsturm und eine Live-CD von der DVD, also sehr umfangreich. Selbstredend gibt es ein ordentliches, mehrseitiges Booklet (nicht das übliche Faltblatt, wenn überhaupt...). Für das Layout zeichnet sich Mr. Hellbound aus Wien verantwortlich, der es schaffte uns zufrieden zu stellen, was wirklich nicht einfach ist, und ausgezeichnete Arbeit machte. Die DVD ist von Freunden geschnitten worden, welche auch schon die beiden Videoclips verbrochen hatten. Alle Konzerte wurden mehrspuhrig mitgeschnitten, so das sie im Studio noch mal richtig gemischt werden konnten, so das es ein wahnsinnig guter Sound ist. Bis auf beim Gig in Leipzig, wo jedoch ein guter Kamerasound herrscht, weil der Mischer dort sehr gut ist. Schade ist, dass die Post Filmbänder vom Endless-Summer Open Air verschusselte. Aber auch die Hürde wurde genommen. Der Sound Kommt von diesem Festival und wir mischten einige Bildaufnahmen von anderen Gigs (so Clipartig) darunter, wäre sonst schade gewesen und nur mit den 2 restlichen Kameras wäre es zu eintönig geworden.
An anderen Bands haben wir uns nicht grossartig orientiert...nur wollten wir unsere DVD liebevoller und umfangreicher gestalten. Und das klappt, wenn man ein bisschen Herzblut reinsteckt, um der Skinheadszene als Band etwas zurück zugeben.
Darauf kommen wir gleich nochmal zurück...War die DVD nicht schon zum 15 jährigen Bandjubiläum geplant? Waren technische Hindernisse der Verzögerungsgrund oder seid ihr vom Medium DVD damals noch nicht so ganz überzeugt gewesen?
Ja, eigentlich war die DVD schon zum 15. Geburtstag der Band geplant. Doch zu dieser Zeit steckten wir gerade in den Arbeiten der "Lichter meiner Stadt" LP und wir wollten unbedingt auch Liveaufnahmen von Sonx dieser LP auf der DVD haben. Außerdem ist es für uns noch schwieriger parallel zu arbeiten, deshalb sagten wir uns, daß nach der "Lichter meiner Stadt" LP konsequent an der DVD gearbeitet wird und keine neuen Songideen auf der Probe vorgestellt werden, sondern jeder soll diese für sich festhalten und erst wenn die DVD im Presswerk ist, die neuen Ideen offenlegen. Denn wir kennen uns natürlich und wissen, daß wir dann wieder neue Lieder mit auf der DVD haben wollen. Material haben wir genug gehabt. Leider haben die VHS-Bänder aus den 90ern nicht mehr die Qualität und waren teilweise echt schrottig, das wir sie nicht benutzen konnten. Ich denke 4 Stunden DVD-Material reicht auch völlig aus. Mehr muss man sich uns auch nicht geben und die Kosten für die DVD sind eh schon an der oberen Grenze erreicht. Sonst muss man die DVD für 35 Euro verkaufen und das möchte ja auch keiner...
Definitiv nicht! Aber die Sorge um den Verkaufspreis ist bei einer Band auch eher selten...Du sagtest vorhin, das ihr als Band der Skinhead-Szene etwas zurückgeben möchtet. Da habt ihr glaube ich, über die Jahre schon mehr als genug Dankbarkeit gezeigt und Aufbauarbeit geleistet. VOLXSTURM sind, meines Wissens, die einzige deutsche Skinhead-Band mit langer Laufzeit, die niemals rechtradikalen Dreck am Stecken hatten.
Wie habt ihr das bloß geschafft, gerade in den wilden Frühneunzigern in der Kameraden-Hochburg Mecklenburg-Vorpommern? Da waren doch ganze Landstriche rechtslastig und STÖRKRAFT, KRAFTSCHLAG etc. war der reguläre Soundtrack auf den Schulhöfen. Sicherlich keine leichte Zeit für eine klassische Oi! Band wie VOLXSTURM. Trotzdem habt ihr es geschafft, seid mittlerweile allseits beliebt und respektiert. Ihr braucht euch für nichts entschuldigen, das macht euch einmalig.
Respekt! Ist es aber nicht verdammt langweilig, immer nur die Guten zu sein und sich für nichts entschuldigen zu dürfen? Die ONKELZ haben sich immerhin die letzten knapp 20 Jahre am Stück entschuldigt... Oder andersrum nervt es nicht auch gewaltig, immer den alten Mist von Anderen auszubaden? Die Skinhead-Szene in Deutschland leidet ja noch immer unter den rechtsradikalen Jugendsünden einiger Protagonisten, für die alle Skins die Rechnung bezahlen müssen. Kommt da nicht manchmal Zorn auf, in Kollektiv-Schuld für fremde Sünden zu büßen und sich permanent rechtfertigen zu müssen?
Anfang der 90er war ja fast jeder fünfte Jugendliche in Ostdeutschland Skinhead, wenn auch oft nur einen Sommer lang. An Musik gab es sicher zu 98% nur politische Bands in Deutschland und für Kids die „vor dem Skinheadwerden“ keine Berührung mit StraßenPunkRock hatten, waren die von dir angesprochenen Bands natürlich das Nonplusultra. Wir kannten aber ja schon Bands wie Upstarts oder Agnostic Front. Die Onkelz waren aber sicher bei jedem die Macht , der „irgendwie Skinhead war“. Mode und Gruppenzwang spielte da auch eine nicht zu verachtende Rolle bei den Kids.
Drei von unserer Erstbesetzung sind im selben Stadtviertel großgeworden. Dort gab es sicher auch Jugendliche, die sich selbst als „rechts“ betitelten und diese Art von Musik hörten, jedoch gab es kaum Skins unter ihnen. Diese hielten sich lieber in anderen Vierteln auf, wo sie mehr unter ihres gleichen waren. Die meisten Mädels hörten bei uns in der Weststadt diesen ganzen Gruftkram und auch Punk. Unter den männlichen Jugendlichen gab es für damalige Zeiten recht viele, die Punk hörten oder Punks waren.
Es kamen aber immer oft die üblichen Verdächtigen „zu Besuch“ in unser Viertel und zahlenmäßig war man gnadenlos unterlegen. Es gab damals vielleicht zu „Hochzeiten“ 8, 9 Skins in der ganzen Stadt, die nichts mit dem „Nazikram“ zu tun hatten plus 4, 5 Jungs aus der Sportschule ( KJS) die ihre „rechte Zeit“ hinter sich gelassen hatten. Darunter einige Boxer vom SC Traktor Schwerin, was ja in dem Sport immer noch eine gute Adresse ist. Man musste damals wirklich auf der Hut sein, denn es ging manchmal echt ums Überleben. Es waren schon krasse Zeiten und wir paar Hanseln als Skins waren bei denen Feindbild Nr. 1, da wir ja „Verräter“ in ihren Augen waren.
Trotzdem hatten wir als Band auf Konzerte kaum Probleme, da wir ja auf Parties spielten, wo wir die Leute kannten oder in Clubs, wo solche Leute eh nicht hin gehen. Uns zog es damals sehr oft nach Neubrandenburg, Lübeck oder zu den Skins nach Greifswald, wo damals eine sehr gute smarte und schlagkräftige Skinheadszene existierte.
Bei einem Skinhead-Fanzine aus Westberlin aus den 90ern, was ja den Anspruch DES Skinheadfanzine hatte, waren ja Bands aus dem Osten per se verkappte Nationalisten, egal wie der Werdegang derer Mitglieder war. Nur Leute aus dem Westen unseres Landes nahm man ja eine Wandlung ab, oder aber, wo Leute aus dem Westen hinterstanden, wie bei Loikaemie der Fall mit Knock Out Records. Alle anderen waren halt die bösen, die Wölfe in Schafspelze. Das traf ja damals auf alle zu, selbst auf Bands, die eher die lustige Schiene fuhren wie Goyko Schmidt oder auch FBI. Manchmal reichte es schon, wenn in einer Band nur ein Skin unter Punks war, und schon kam die Keule mit dem Faschismusvorwurf. Und ganz oft wurde die verbale Keule in Westberlin geschwungen.
Ich selber mache niemandem einen Vorwurf, wenn er die oder die „Jugendsünde“ , wie du sagst, begangen hat. Er sollte daraus aber gelernt haben und seinen Weg gehen, wie ihn viele aus der Skinszene ja auch gegangen sind.
Man macht nie alles richtig im Leben und Fehler sind da, um sie zu korrigieren und seine Schlüsse daraus zu ziehen. Das trifft natürlich auch auf Bands zu. Auch auf unsere, aber ein Faschismusvorwurf kann bei uns wirklich nicht greifen. Da hat sich vor allem Ende der 90er die Schweriner Antifa-Gruppe, auch bei Antifa- Gruppen mit mehr Toleranz oder Einsicht aus anderen Städten, lächerlich gemacht. Selbst die Polizei wurde von ihnen informiert, das wir ne OberfaschoKapelle seien. Aber es ging wieder nur um persönliche Profilierungssucht einiger Personen. Kindergartenspiele wie sie viel zu oft im Leben passieren.
Wenn uns jemand nicht in seinem Club spielen lassen will, ist es sein Recht und auch sein Problem, denn jucken tut uns das nicht, spielen wir halt wo anders. Wir können uns ja nicht für etwas entschuldigen, was nie stattgefunden hat.
Stimmt, da seid ihr aber auch in einer selten guten Position... Mittlerweile bist Du ja auch ein "alter Hase" in der Szene. Was hat sich in der Skinhead-Szene über die Jahre in Deinen Augen verändert? Positiv wie negativ? Aus jugendlichen Raufbolden mit lockerer Hand und Alkoholvorliebe, wurden genormte Jugendliche mit festen Benimm-Regeln, Dresscode und unerbittlichem Zwängen in Sachen politischer Ausrichtung. Es gibt mehr Verbote als bei den Pfadfindern. Aus "Häßlich, brutal und gewalttätig" wurde irgendwann "Smart, verständnisvoll und diskussionsfreudig". Ist Oi! wirlich auch 2009 noch Fun?
Ich tu mich immer schwer zu sagen, was besser oder schlechter war/ist. Es ist halt anders, denn es waren andere Zeiten mit anderen Umständen. Jedoch kann ich mich erinnern, das wir damals auch Bands wie The Who, Slade oder The Jam kannten und unsere Boots auf den Tanzflächen bewegten. Frag heute mal einen jüngeren Skin, der kennt vielleicht einige englische Bands neben dem ganzen Sortiment von Deutschrockbands. Es ist heutzutage so verdammt einfach Skinhead zu sein. Damals trugen wirklich nur Jugendliche kurze Haare, die Skins waren, ausgenommen die, die mit 20 schon so ein lichtes Haar hatten, das nix anderes mehr ging. Damals wars wirklich so, dass ,wenn man jemanden mit kurzem Haar traf, davon ausgehen konnte, dass es einer dieser berüchtigten Hooligangs ist, wo immer Ärger ausgeht oder der Ärger kommt. Und er kam damals nicht selten bei vielen und im jugendlichen Leichtsinn ließ man sich auch nicht lange provozieren. Und mit Biermuskeln ist man eh unbesiegbar. Dachte man jedenfalls...
Der Skinheadstil hat ja nun viele Facetten in Sachen Mode und ich werd bestimmt nicht festlegen, was man als Skinhead tragen darf und was nicht. Jedoch legten wir als junge Skins, und damit meine ich unseren Freundeskreis, auch Wert auf Stil. Wir gingen natürlich nicht mit Domestoshosen und 4-Skins Shirt zum Soulnighter, nein wir machten uns schon adrett zurecht zum Ausgehen. Aber das war eine Selbstverständlichkeit und kein Stigma. Genauso zogen wir auch unsere Tarnhose an und die Bomberjacke, aber eins ging gar nicht, und DAS gilt auch noch heute, Hosenträger und Gürtel... Damals sind wir noch nach Kiel 3 Stunden gefahren um im Piccadilly-Shop mal ein Fred Perry Polo oder ein Ben Sherman zu kaufen. Heute sehe ich junge Skins, die schon 4 Hemden oder noch mehr haben. Wir haben damals gespart und mussten jeder Versuchung, wie Plattenkäufe und Konzertbesuche (damals musste man ja noch viel weiter reisen zu Konzerte, was ja auch Kosten sind), zu widerstehen um nicht unser Geld auszugeben, damit wir uns mal ein Sherman kaufen konnten. Wir haben die Sachen ( Staprest, Pullunder, Hemden) getragen, weil wir sie tragen wollten und nicht , weil wir sie tragen mussten, damit wir als Skins akzeptiert wurden.
Ich würde auch nicht sagen, dass es heutzutage mehr Bands gibt, es gibt jedoch mehr Auftrittsmöglichkeiten und so halten Bands länger durch. Denn damals gabs ja auch eine Menge Bands, jedoch kamen die meisten über den Proberaum oder privaten Feiern nicht hinaus. Und heute bekommt so manche Band gleich ein halbes Jahr nach der Bandgründung einen Vertrag über eine CD, was ja auch , manchmal muss man auch sagen leider, die Lebezeit einer Band verlängern kann. Aber das sind nur meine persönlichen Eindrücke und über Geschmack lässt sich streiten.
Aber JA! 2009 kann Oi! immer noch fun sein. Es liegt an jedem selbst, was er daraus macht.
Eine Band wie VOLXSTURM hat über die Jahre schon unzählige Interviews geführt, vielfach die typischen Fragen beantwortet, deshalb wollte ich das Ganze etwas ausführlicher angehen und kurzatmige Standards vermeiden. Langweilige Interviews nerven einfach nur und sind per se völlig überflüssig, noch dazu, wenn es dabei um interessante Bands geht. Um Bands, die wirklich etwas zu sagen haben und nicht nur mit Floskeln und Textbausteinen um sich werfen. Deshalb frisch ans Werk und VOLXSTURM verwegen investigativ auf den Zahn gefühlt! Hinkel spielte dabei gewohnt mit offenem Blatt und ließ mich ausgiebig in die VOLXSTURM-Karten sehen. Seine Auskunftsfreudigkeit kollidierte letztendlich jedoch mit unserem Fassungsvermögen, so daß ich kurzentschlossen und unverzagt das Interview in zwei Episoden splitten mußte, Part 2 gibt es somit in der nächsten PARADISE COVE, welche Anfang August erscheint. Besser ein geteiltes Interview als ein zusammengestrichenes... Jetzt aber Anker hoch und los!
Über die Jahre hinweg hat die sturmerprobte VOLXSTURM-Kogge nicht nur diverse Mannschaftswechsel erlebt, sondern auch den Heimathafen Schwerin verlassen. Als letzter Platzhalter liegt dort nur noch Drummer Tost auf Reede...
So über das Bundesgebiet verstreut, erinnert ihr mich immer ein wenig an eine kleine Ausgabe von AC/DC: die leben auf unterschiedlichen
Kontinenten und schicken sich die Songideen per Tape zu. Wie läuft das
bei euch? Gibt es regelmäßige Proben? Wie entsteht ein VOLXSTURM-Song?
Ja ja, unsere räumliche Entfernung-ein Fluch oder Segen?? Wir leben alle fünf in verschiedenen Städten (Travemünde, Schwerin, Bargteheide, Leipzig und Berlin), was für das Proben einen enormen Organisationsaufwand bedeutet. Seit gut zwei Jahren ist Boris unser Mann dafür. Er hat die Aufgabe uns alle zusammenzubringen, das heisst konkret, er macht nen Vorschlag, wann eine Probe anzustehen hat. Dann mailt er uns an und/oder telefoniert uns hinterher, um uns dieses mitzuteilen. Wenn wir grosses Glück haben und der grosse Oi!-Gott uns positiv gestimmt ist, sind wir sogar vollzählig-was leider jedoch selten der Fall ist. Das liegt nicht an unsere Lust und am fehlenden Enthusiasmus, sondern in der Arbeitssituation von Hinkel und Robert, die beide Schichtler sind und mindestens 2 Wochenenden im Monat arbeiten müssen. Das heisst Proben am Wochenende fällt schon mal aus, da wir dann an einem freien Wochenende lieber live spielen. Als Ziel haben wir uns seit ein paar Monaten gesetzt, dass minimum einmal im Monat mindestens mit 3 Anwesenden geprobt wird. Wenn ich(Hinkel) dann mal 2 Tage hintereinander frei habe, fähre ich von Leipzig nach Schwerin, wir proben dann effektiv von 19.00 bis tief in die Nacht, die anderen fahren dann nach Bargteheide und Travemünde, Robert in einigen Fällen noch nach Berlin (je nach Dienstplan) und ich schlafe dann, mit Robert, je nach Dienstplan (logisch), bei Tost. Nächsten Tag gehts dann wieder auf die Autobahn nach Hause in den Alltag. Anderseits weiss man nicht, ob es VOLXSTURM noch geben würde, wenn wir öfter proben könnten, da Routine für eine Band auch schädlich sein kann...Beispiele gibts ja genug.
Wenn die Gitarristen oder Boris eine Songidee haben, nehmen sie die zu Hause auf und sie wird entweder per Internet allen zugänglich gemacht oder auf CD gebrannt und im Proberaum vorgestellt. Manchmal kommt uns aber auch noch spontan im Proberaum ne Idee...
VOLXSTURM-Alben sind wie deutsche Länderspiel-Tore: selten aber gut.
Warum die langen Pausen zwischen den Veröffentlichungen? Liegt es nur an den entfernten Wohnorten oder gehen Euch langsam auch die Ideen aus? Was unterschiedet die Entstehung von "Oi! is fun" bspw. von eurem kommenden Longplayer? Sicherlich die Erfahrung bzw. Routine, aber abgesehen von technischen Details, gibt es überhaupt Unterschiede?
Der Hauptgrund für die lange Zeit ist sicher die Entfernung der einzelnen Mitglieder,das ist Fakt. Und da wir auch live spielen wollen und nicht nur im Proberaum und im Studio stehen wollen, dauerts halt so lang. Da muss man Entscheidungen treffen und wir entscheiden uns meistens für nen Liveauftritt. Denn dafür wurde ja die Band damals gegründet, denn "Plattenmachen" war da doch eher nicht so das Anliegen. Das macht ja auch das Bandleben aus,so "on the road", wie es immer so schön heisst.
Ideen gehen uns nicht aus, davon haben wir mehr als genug. Wer uns jedoch besser kennt,weiss was für verückte Ideen es oftmals sind und die wir nicht veröffentlichen sollten. Schnellschüsse gibt es bei uns dadurch selten...
Du fragst nach Unterschieden zwischen unserer ersten LP und der Gegenwart?? Tja, wie du schon meintest, man hat Erfahrungen(musikalisch wie auch technisch) gesammelt, was nun mal der Lauf des Lebens ist.Ansonsten gibts es kaum Unterschiede, o.k., wir sind etwas älter geworden, haben ein paar Falten dazu bekommen und in die Sta-Prest von damals passt man auch nicht mehr... Naja, vielleicht sind wir in der glücklichen Lage, dass wir uns heutzutage auch etwas mehr Zeit im Studio lassen können, das ist noch ein grosser Unterschied zu damals.
Obwohl reichlich Zeit im Studio noch lange keine Garant für Erfolge ist, was uns prompt zur Erwartungshaltung führt. Die Erwartungshaltung an an neues VOLXSTURM-Album ist erwartungsgemäß relativ hoch. Qualitativ habt ihr die Latte in eurem Sektor schon weit nach oben gelegt. Bringt das nicht auch immensen Druck mit sich, immer besser werden zu müssen? Diesen Erwartungshaltungen gerecht zu werden? Ich stelle mir recht schwierig vor, vor allem im Oi! Sektor. Man kann das Rad schließlich nicht neu erfinden...
Danke erst mal für dein Kompliment!!! Sicher machen wir uns nen Kopf über Songs, würden wir etwas anderes sagen, wäre das gelogen, logisch. Wir machen uns jedoch noch mehr Gedanken übers Layout, über irgendwelche Gimmicks. Das ist uns immer sehr wichtig gewesen bei unseren Veröffentlichungen. Aber wir müssen niemanden etwas beweisen. Wir sehen die Band nicht als Job, wir müssen nicht unser Brot und unsere Butter mit VOLXSTURM verdienen. Es gibt Bands, die sind jetzt ne GbR, das heisst, sie müssen (!!!) soviel wie möglich spielen, auch wenn sie keine Lust haben, um, banal gesagt, etwas zu Essen zu haben. Wir können das ganz relaxt angehen und sind immer 100% mit Spass und guter Laune dabei. Ich vergleich das immer mit Angeln. Der Angler muss mit seinen Fischen auch kein Geld verdienen und angelt halt aus Spass an der Freude. Es ist halt sein Hobby-Musikmachen und VOLXSTURM ist unseres.
Der Druck ist gar nicht mal so hoch wie du denkst, man muss bloss richtig mit diesem Druck umgehen.
Ok, aber da spielt sicherlich auch eure Erfahrung eine ausgleichende Rolle...Ihr arbeitet ja derzeit sehr emsig an der Herstellung einer DVD. Gebt uns doch schon mal ein paar Details im Vorab preis. Wie ist die DVD aufgebaut, was wird sie ungefähr enthalten. Habt ihr euch an anderen DVD-Veröffentlichungen orientiert? Was erwartet uns bei VOLXSTURM on DVD? Wann darf mit Veröffentlichung gerechnet werden?
Unsere DVD wird "Immer hart am Wind" heissen, was genau der richtige Titel für unsere Band ist. Uns hat niemand gepusht,eher wurden uns Steine in den Weg gelegt. Und trotzdem,oder gerade deshalb, stehen wir jetzt da in unserer Szene, wo wir stehen. Und wir haben das Privileg eine DVD zu veröffentlichen,der führ unsere Szene sehr aufwändig ist. Wir wollten keine DVD " Volxsturm live in Kleinkuckersdorf" ,sonder haben mehr eine Dokumentation über Volxsturm gemacht. Wir haben mehrere Konzerte filmisch von uns mitgeschnitten und darauf wert gelegt, dass es nicht nur grosse Festivals sind, sondern auch Clubshows. Das ist unserer Meinung ehrlicher und realer. Wir wollten halt DEN VOLXSTURM-ALLTAG, kein Gepose.
Das Medium DVD wird bei uns voll ausgenutzt, es gibt KEINE langweilige Bildergalerie, sonder genügend Fotos die eingearbeitet wurden ( ich glaub weit über 100), eine Diskografie der VOLXSTURM-Veröffentlichungen wird erzählt und auch zu den einzelnen Konzerten wird das ein oder andere Wort gesagt. Das macht die ganze Sache lebendiger und auch lustiger und interessanter. Finden wir zumindest. Es wird noch ein Interview von 2005 zu sehen sein, welches von DEFA-Leuten gemacht wurde, aber nie im TV zu sehen war. Desweiteren gibt es noch Beiträge von Freunden über Volxsturm, wo es viel zu lachen gibt. Mit dabei Leute von BROILERS, BERLINER WEISSE, THE RUCKERS, BOOTS & BRACES, EASTSIDE BOYS, STOMPER98, EK77 einen Gefangenen von einer Terrororganisation, die den deutschen Oi! zerstören will, die Labelchefs von DSS, RANDALE und BANDWORM, den offiziellen VOLXSTURM FANCLUB " Dynamo", ein gewisser Kai Malitzke aus Berlin-Marzahn, unser Fan der ersten Stunde (den Leuten aus den Anfang der 90er Jahre wird er ein Begriff sein, denn er geisterte ja durch unzählige Fanzines der damaligen Zeit und war DER Prototyp des ostdeutschen Skinhead-Kults...) und ein gewisser Paradise ("Punk-Wax" und "Wax & Violence"- Herausgeber). Man sieht kleine Berichte über Auslandsaufenthalte von uns und mich ,leicht in Seenotlage, bei einer grossen Burgerkette in Singapur "arbeiten", was in diesem Polizeistaat gar nicht so ungefährlich war. Was Ronald McDonald mit Jens Kaiser (Drum-King der Eastside Boys und von The Ruckers) gemein hat, wird auch aufgedeckt, genauso wie beliebt unsere Band bei singapurianischen Taxifahrern ist ("...VOLXSTURM! VERPISST EUCH!!"). Wir fahren an den Schweriner See an den alten Proberaum und es sind noch einmal die beiden Videoclips vorhanden. Insgesamt ca. 4 Stunden DVD-Material ( wir hatten Material für 3 mal soviel, aber das tut sich ja keiner an...), eine neu gemasterte Best Of Volxsturm und eine Live-CD von der DVD, also sehr umfangreich. Selbstredend gibt es ein ordentliches, mehrseitiges Booklet (nicht das übliche Faltblatt, wenn überhaupt...). Für das Layout zeichnet sich Mr. Hellbound aus Wien verantwortlich, der es schaffte uns zufrieden zu stellen, was wirklich nicht einfach ist, und ausgezeichnete Arbeit machte. Die DVD ist von Freunden geschnitten worden, welche auch schon die beiden Videoclips verbrochen hatten. Alle Konzerte wurden mehrspuhrig mitgeschnitten, so das sie im Studio noch mal richtig gemischt werden konnten, so das es ein wahnsinnig guter Sound ist. Bis auf beim Gig in Leipzig, wo jedoch ein guter Kamerasound herrscht, weil der Mischer dort sehr gut ist. Schade ist, dass die Post Filmbänder vom Endless-Summer Open Air verschusselte. Aber auch die Hürde wurde genommen. Der Sound Kommt von diesem Festival und wir mischten einige Bildaufnahmen von anderen Gigs (so Clipartig) darunter, wäre sonst schade gewesen und nur mit den 2 restlichen Kameras wäre es zu eintönig geworden.
An anderen Bands haben wir uns nicht grossartig orientiert...nur wollten wir unsere DVD liebevoller und umfangreicher gestalten. Und das klappt, wenn man ein bisschen Herzblut reinsteckt, um der Skinheadszene als Band etwas zurück zugeben.
Darauf kommen wir gleich nochmal zurück...War die DVD nicht schon zum 15 jährigen Bandjubiläum geplant? Waren technische Hindernisse der Verzögerungsgrund oder seid ihr vom Medium DVD damals noch nicht so ganz überzeugt gewesen?
Ja, eigentlich war die DVD schon zum 15. Geburtstag der Band geplant. Doch zu dieser Zeit steckten wir gerade in den Arbeiten der "Lichter meiner Stadt" LP und wir wollten unbedingt auch Liveaufnahmen von Sonx dieser LP auf der DVD haben. Außerdem ist es für uns noch schwieriger parallel zu arbeiten, deshalb sagten wir uns, daß nach der "Lichter meiner Stadt" LP konsequent an der DVD gearbeitet wird und keine neuen Songideen auf der Probe vorgestellt werden, sondern jeder soll diese für sich festhalten und erst wenn die DVD im Presswerk ist, die neuen Ideen offenlegen. Denn wir kennen uns natürlich und wissen, daß wir dann wieder neue Lieder mit auf der DVD haben wollen. Material haben wir genug gehabt. Leider haben die VHS-Bänder aus den 90ern nicht mehr die Qualität und waren teilweise echt schrottig, das wir sie nicht benutzen konnten. Ich denke 4 Stunden DVD-Material reicht auch völlig aus. Mehr muss man sich uns auch nicht geben und die Kosten für die DVD sind eh schon an der oberen Grenze erreicht. Sonst muss man die DVD für 35 Euro verkaufen und das möchte ja auch keiner...
Definitiv nicht! Aber die Sorge um den Verkaufspreis ist bei einer Band auch eher selten...Du sagtest vorhin, das ihr als Band der Skinhead-Szene etwas zurückgeben möchtet. Da habt ihr glaube ich, über die Jahre schon mehr als genug Dankbarkeit gezeigt und Aufbauarbeit geleistet. VOLXSTURM sind, meines Wissens, die einzige deutsche Skinhead-Band mit langer Laufzeit, die niemals rechtradikalen Dreck am Stecken hatten.
Wie habt ihr das bloß geschafft, gerade in den wilden Frühneunzigern in der Kameraden-Hochburg Mecklenburg-Vorpommern? Da waren doch ganze Landstriche rechtslastig und STÖRKRAFT, KRAFTSCHLAG etc. war der reguläre Soundtrack auf den Schulhöfen. Sicherlich keine leichte Zeit für eine klassische Oi! Band wie VOLXSTURM. Trotzdem habt ihr es geschafft, seid mittlerweile allseits beliebt und respektiert. Ihr braucht euch für nichts entschuldigen, das macht euch einmalig.
Respekt! Ist es aber nicht verdammt langweilig, immer nur die Guten zu sein und sich für nichts entschuldigen zu dürfen? Die ONKELZ haben sich immerhin die letzten knapp 20 Jahre am Stück entschuldigt... Oder andersrum nervt es nicht auch gewaltig, immer den alten Mist von Anderen auszubaden? Die Skinhead-Szene in Deutschland leidet ja noch immer unter den rechtsradikalen Jugendsünden einiger Protagonisten, für die alle Skins die Rechnung bezahlen müssen. Kommt da nicht manchmal Zorn auf, in Kollektiv-Schuld für fremde Sünden zu büßen und sich permanent rechtfertigen zu müssen?
Anfang der 90er war ja fast jeder fünfte Jugendliche in Ostdeutschland Skinhead, wenn auch oft nur einen Sommer lang. An Musik gab es sicher zu 98% nur politische Bands in Deutschland und für Kids die „vor dem Skinheadwerden“ keine Berührung mit StraßenPunkRock hatten, waren die von dir angesprochenen Bands natürlich das Nonplusultra. Wir kannten aber ja schon Bands wie Upstarts oder Agnostic Front. Die Onkelz waren aber sicher bei jedem die Macht , der „irgendwie Skinhead war“. Mode und Gruppenzwang spielte da auch eine nicht zu verachtende Rolle bei den Kids.
Drei von unserer Erstbesetzung sind im selben Stadtviertel großgeworden. Dort gab es sicher auch Jugendliche, die sich selbst als „rechts“ betitelten und diese Art von Musik hörten, jedoch gab es kaum Skins unter ihnen. Diese hielten sich lieber in anderen Vierteln auf, wo sie mehr unter ihres gleichen waren. Die meisten Mädels hörten bei uns in der Weststadt diesen ganzen Gruftkram und auch Punk. Unter den männlichen Jugendlichen gab es für damalige Zeiten recht viele, die Punk hörten oder Punks waren.
Es kamen aber immer oft die üblichen Verdächtigen „zu Besuch“ in unser Viertel und zahlenmäßig war man gnadenlos unterlegen. Es gab damals vielleicht zu „Hochzeiten“ 8, 9 Skins in der ganzen Stadt, die nichts mit dem „Nazikram“ zu tun hatten plus 4, 5 Jungs aus der Sportschule ( KJS) die ihre „rechte Zeit“ hinter sich gelassen hatten. Darunter einige Boxer vom SC Traktor Schwerin, was ja in dem Sport immer noch eine gute Adresse ist. Man musste damals wirklich auf der Hut sein, denn es ging manchmal echt ums Überleben. Es waren schon krasse Zeiten und wir paar Hanseln als Skins waren bei denen Feindbild Nr. 1, da wir ja „Verräter“ in ihren Augen waren.
Trotzdem hatten wir als Band auf Konzerte kaum Probleme, da wir ja auf Parties spielten, wo wir die Leute kannten oder in Clubs, wo solche Leute eh nicht hin gehen. Uns zog es damals sehr oft nach Neubrandenburg, Lübeck oder zu den Skins nach Greifswald, wo damals eine sehr gute smarte und schlagkräftige Skinheadszene existierte.
Bei einem Skinhead-Fanzine aus Westberlin aus den 90ern, was ja den Anspruch DES Skinheadfanzine hatte, waren ja Bands aus dem Osten per se verkappte Nationalisten, egal wie der Werdegang derer Mitglieder war. Nur Leute aus dem Westen unseres Landes nahm man ja eine Wandlung ab, oder aber, wo Leute aus dem Westen hinterstanden, wie bei Loikaemie der Fall mit Knock Out Records. Alle anderen waren halt die bösen, die Wölfe in Schafspelze. Das traf ja damals auf alle zu, selbst auf Bands, die eher die lustige Schiene fuhren wie Goyko Schmidt oder auch FBI. Manchmal reichte es schon, wenn in einer Band nur ein Skin unter Punks war, und schon kam die Keule mit dem Faschismusvorwurf. Und ganz oft wurde die verbale Keule in Westberlin geschwungen.
Ich selber mache niemandem einen Vorwurf, wenn er die oder die „Jugendsünde“ , wie du sagst, begangen hat. Er sollte daraus aber gelernt haben und seinen Weg gehen, wie ihn viele aus der Skinszene ja auch gegangen sind.
Man macht nie alles richtig im Leben und Fehler sind da, um sie zu korrigieren und seine Schlüsse daraus zu ziehen. Das trifft natürlich auch auf Bands zu. Auch auf unsere, aber ein Faschismusvorwurf kann bei uns wirklich nicht greifen. Da hat sich vor allem Ende der 90er die Schweriner Antifa-Gruppe, auch bei Antifa- Gruppen mit mehr Toleranz oder Einsicht aus anderen Städten, lächerlich gemacht. Selbst die Polizei wurde von ihnen informiert, das wir ne OberfaschoKapelle seien. Aber es ging wieder nur um persönliche Profilierungssucht einiger Personen. Kindergartenspiele wie sie viel zu oft im Leben passieren.
Wenn uns jemand nicht in seinem Club spielen lassen will, ist es sein Recht und auch sein Problem, denn jucken tut uns das nicht, spielen wir halt wo anders. Wir können uns ja nicht für etwas entschuldigen, was nie stattgefunden hat.
Stimmt, da seid ihr aber auch in einer selten guten Position... Mittlerweile bist Du ja auch ein "alter Hase" in der Szene. Was hat sich in der Skinhead-Szene über die Jahre in Deinen Augen verändert? Positiv wie negativ? Aus jugendlichen Raufbolden mit lockerer Hand und Alkoholvorliebe, wurden genormte Jugendliche mit festen Benimm-Regeln, Dresscode und unerbittlichem Zwängen in Sachen politischer Ausrichtung. Es gibt mehr Verbote als bei den Pfadfindern. Aus "Häßlich, brutal und gewalttätig" wurde irgendwann "Smart, verständnisvoll und diskussionsfreudig". Ist Oi! wirlich auch 2009 noch Fun?
Ich tu mich immer schwer zu sagen, was besser oder schlechter war/ist. Es ist halt anders, denn es waren andere Zeiten mit anderen Umständen. Jedoch kann ich mich erinnern, das wir damals auch Bands wie The Who, Slade oder The Jam kannten und unsere Boots auf den Tanzflächen bewegten. Frag heute mal einen jüngeren Skin, der kennt vielleicht einige englische Bands neben dem ganzen Sortiment von Deutschrockbands. Es ist heutzutage so verdammt einfach Skinhead zu sein. Damals trugen wirklich nur Jugendliche kurze Haare, die Skins waren, ausgenommen die, die mit 20 schon so ein lichtes Haar hatten, das nix anderes mehr ging. Damals wars wirklich so, dass ,wenn man jemanden mit kurzem Haar traf, davon ausgehen konnte, dass es einer dieser berüchtigten Hooligangs ist, wo immer Ärger ausgeht oder der Ärger kommt. Und er kam damals nicht selten bei vielen und im jugendlichen Leichtsinn ließ man sich auch nicht lange provozieren. Und mit Biermuskeln ist man eh unbesiegbar. Dachte man jedenfalls...
Der Skinheadstil hat ja nun viele Facetten in Sachen Mode und ich werd bestimmt nicht festlegen, was man als Skinhead tragen darf und was nicht. Jedoch legten wir als junge Skins, und damit meine ich unseren Freundeskreis, auch Wert auf Stil. Wir gingen natürlich nicht mit Domestoshosen und 4-Skins Shirt zum Soulnighter, nein wir machten uns schon adrett zurecht zum Ausgehen. Aber das war eine Selbstverständlichkeit und kein Stigma. Genauso zogen wir auch unsere Tarnhose an und die Bomberjacke, aber eins ging gar nicht, und DAS gilt auch noch heute, Hosenträger und Gürtel... Damals sind wir noch nach Kiel 3 Stunden gefahren um im Piccadilly-Shop mal ein Fred Perry Polo oder ein Ben Sherman zu kaufen. Heute sehe ich junge Skins, die schon 4 Hemden oder noch mehr haben. Wir haben damals gespart und mussten jeder Versuchung, wie Plattenkäufe und Konzertbesuche (damals musste man ja noch viel weiter reisen zu Konzerte, was ja auch Kosten sind), zu widerstehen um nicht unser Geld auszugeben, damit wir uns mal ein Sherman kaufen konnten. Wir haben die Sachen ( Staprest, Pullunder, Hemden) getragen, weil wir sie tragen wollten und nicht , weil wir sie tragen mussten, damit wir als Skins akzeptiert wurden.
Ich würde auch nicht sagen, dass es heutzutage mehr Bands gibt, es gibt jedoch mehr Auftrittsmöglichkeiten und so halten Bands länger durch. Denn damals gabs ja auch eine Menge Bands, jedoch kamen die meisten über den Proberaum oder privaten Feiern nicht hinaus. Und heute bekommt so manche Band gleich ein halbes Jahr nach der Bandgründung einen Vertrag über eine CD, was ja auch , manchmal muss man auch sagen leider, die Lebezeit einer Band verlängern kann. Aber das sind nur meine persönlichen Eindrücke und über Geschmack lässt sich streiten.
Aber JA! 2009 kann Oi! immer noch fun sein. Es liegt an jedem selbst, was er daraus macht.